Arbeitsplätze auf der ersten und zweiten Ebene sowie die Übergabestelle können einfach angefahren werden.

Ausgabe 10 | 2021

Alles aus einer Hand

GERSAG Krantechnik AG

Die Emil Gisler AG in CH-6462 Seedorf ist zusammen mit ihrer Vertriebs- und Tochterfirma, der GIPO AG, der Schweizer Hersteller von Aufbereitungsanlagen für die Recyclingindustrie. Die Betriebserweiterung am Produktionsstandort in Seedorf stellt den Anlagebauer vor diverse Herausforderungen im Bereich der innerbetrieblichen Logistik in der Vor- und Endmontage.

Das Spektrum an Lasten auf Betriebsfläche reicht von 30 kg bis 50 t. Gearbeitet wird teils auf drei Arbeitsebenen, um die Hallenhöhe optimal zu nutzen. Als Antwort wurde ein durchdachtes Konzept mit neun Krananlage auf drei Ebenen ausgearbeitet und realisiert. Mit der Gersag Krantechnik an der Seite hatte man einen lokalen und langjährigen Partner, um auch im fortgeschrittenen Projekt rasch und unkompliziert Sicherheitsthemen wie Kollisionsschütze, Tandembetrieb, erweiterte Torüberwachung, Umfahrungssicherungen und Brandschutz effizient anzugehen und umzusetzen.

Aufbereitungsanlagen Made in Switzerland
Die Emil Gisler AG entwickelt und konstruiert heute als einziger Schweizer Hersteller Aufbereitungsanlagen in höchster Qualität für verschiedenste Industriebereiche. Rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fertigen und unterhalten Sieb-, Brech-, Förder- und Recyclinganlagen für die Aufbereitungs- und Recyclingindustrie. GIPO setzt auf eine Aufbereitungstechnik mit maximaler Leistung, unübertroffener Präzision, grösster Sicherheit, Zuverlässigkeit und Innovation. Gerade deshalb findet der gesamte Fertigungsprozess Inhaus statt. So sind nebst dem Anlage-, Apparate- und Maschinenbau auch die Schlosserei und Stahlbau, Mechanik, Brennschneiden und Umformen, Oberflächenbehandlung und Hydraulik Teil der Wertschöpfung in Seedorf. Im Zuge der Betriebserweiterung wird eine neue Halle unter anderem für die Vor- und Endfertigung realisiert. Die Vor- und Endmontage der bis zu 240 tonnenschweren mobilen Aufbereitungsanlagen stellt den Anlagebauer vor besondere logistische Herausforderungen. Man will die Hallenhöhe optimal ausnutzen, so wird zusätzlich auf drei Ebenen gearbeitet. Dies erhöht den Druck auf eine effiziente und durchdachte innerbetriebliche Logistik zusätzlich.

Verschiedene Ebenen als Antwort auf die Vielfalt an Lasten
Der Lastbereich reicht von 30 kg bis 50 t. Aufgrund repetitiver Bewegungen im Kleinlastbereich will man die Mitarbeitenden ab 30 kg ergonomisch entlasten. Auf derselben Betriebsfläche werden auch Komponenten bis zu 50 t transportiert. Die Nutzenabwägung zwischen einem angenehmen und effizienten Handling von kleinen Lasten und zugleich schwere Lasten abzudecken ist eine zentrale Herausforderung. Dieser Mittelweg sollte so weit als möglich optimiert werden.
Neun Brückenkrane bewegen sich entlang dem Hallenschiff auf drei Kranbahn-Ebenen. Zusätzlich befinden sich noch zwei Wandschwenkkrane an günstig gelegenen Stellen in der Halle. Im höheren neuen Hallenteil bewegt sich auf der obersten Ebene ein 30 t Zweiträger-Brückenkran. Für die sechs Brückenkrane der zweiten Ebene ist die Arbeitsfläche auf allen drei Arbeitsebenen Ebenen entlang des gesamten Hallenschiffs zugänglich. Die Arbeitsplätze unterhalb der ersten Arbeitsebene wurde zusätzlich mit zwei kleineren Einträgerbrückenkrane abgedeckt.
An verschiedenen Arbeitsplätzen wurden bedürfnisgerecht zusätzlich kleinere Wandschwenkkrane installiert.
Die innerbetriebliche Logistik von GIPO ermöglicht eine maximale Lastaufnahme in der Halle bis zu 60 t und besticht gleichzeitig durch smarte angenehme Kleinkrane bis zu 2 t an den Arbeitsplätzen. Diverse Übergabestellen und ein perfektes Zusammenspiel zwischen den Krananlagen sorgen für einen reibungslosen, effizienten Materialfluss. Eine Zusammenfahrsicherung zwischen allen Kranbrücken gewährleistet die nötige Betriebssicherheit.

Gewicht als kritischer Faktor
Nebst der Zusammenfahrsicherung wurden einige Brückenkrane mit Tandemfunktion und zwei Katzen ausgestattet. So bewegt man grosse Komponenten jeweils mit zwei oder vier Katzen im Tandem mit der gegenüberliegenden Kranbrücke. Das Ermitteln vom Lastschwerpunkt fällt weg – die Komponenten werden smart, sicher und pendelarm verschoben.
Das Fabrikategewicht ist für GIPO ein kritischer Projektfaktor. Das vereinbarte Maximalgewicht der Anlage darf aufgrund der Lkw-Achsenbelastung nicht überschritten werden. Keine Anlage verlässt das Werk ohne Messung auf der geeichten Wage. Durch die Lastanzeigen an den Krananlagen hat die Produktion eine laufende Gewichtsmessung. Abweichungen werden so frühzeitig erkannt und führen zu einer gezielten Lösungsfindungen in Zusammenarbeit mit Inhaus-Ingenieuren. Ausserdem werden Überbelastungen insbesondere an den kleineren Anlagen vorgebeugt. Zur optimalen Ausnutzung der verfügbaren Betriebsfläche wurde der Umschlagplatz vor und hinter dem Hallenschiff mit den Krananlagen erschlossen. Durch eine Torklappe gelangt die Kranbrücke auf den jeweiligen Vorplatz. Eine Torüberwachung mit Anfahr- und Durchfahrsteuerung zwischen den torklappenseitigen Brückenkranen und den Torklappen selbst verhindert Kollisionen. Trotz Sicherung kann das vollständig geöffnete Tor mit langsamer Geschwindigkeit passiert werden. Bei teilweiser oder ganz geschlossenem Tor bremst der Kran automatisch bis zum Stillstand ab. Gegenseitig kann die offene Torklappe nicht geschlossen werden, sollte sich ein Kran in Kollisionsnähe befinden.

Umfahren der Bürokanzel
Das Werkstattbüro wurde in die Produktion gezogen und seitlich verglast. Diese Bürokanzel bringt den Betriebsleitern eine unvergleichliche Übersicht über die gesamte Produktionslinie und den aktuellen Stand der Arbeiten, birgt aber auch das Risiko einer Kollision im laufenden Kranbetrieb mit einer Unterflasche. Deshalb wurden sämtliche Kranen mit einer Umfahrungssteuerung ausgestattet. Der Umfahrungsradius beträgt 3 m bei Kranfahren und 1 m bei Katzfahren. Sollte sich der Hacken in diesem Radius befinden, bremst entweder der Kran langsam zum Stopp oder die Katze stoppt ab. Ausserhalb von diesem Radius ist das Passieren der Kranbrücken ohne Einschränkung möglich.
Eine weitere Herausforderung bei der Realisation brachten die Brandschutzbestimmungen mit sich. Die Flansche vom 30 t Zweiträger-Brückenkran auf der obersten Ebene kann die Laserübertragung der Brandschutzanlage unterbrechen. Das Signal unterbricht, sobald die Flansche sich in den Laserstrahl bewegt, was einen Brandalarm zur Folge hat.
So musste gemeinsam mit dem Kranbauer und dem Brandschutzpartner eine Lösung gefunden werden, um solche Fehlalarme zu vermeiden. Beim Kranfahren mit dem 30-t-Kran schaltet sich die Signalübertragung aus. Wird der Laser durch die stillstehende Unterflansche unterbrochen, so signalisiert optisches Blinklicht dem Kranführer, dass er die Flansche aus der Signalübertragung bewegen soll.

Alle Krananlagen aus einer Hand
«Um ein solches Projekt erfolgreich umzusetzen, braucht es einen starken lokalen Partner. Mit Gersag haben wir diesen seit vielen Jahren gefunden», so Bruno Arnold, Leiter Infrastruktur und Sicherheit bei der GIPO.
Alle Krananlagen sowie der Antrieb der Torklappen wurden vom luzernischen Kranbauer Gersag geliefert. Das Tandemfahren und die Kollisionsüberwachung aller Krananlagen wären mit mehreren Anbietern nur sehr mühselig realisierbar gewesen. Auch die Torüberwachung und die Umfahrungssteuerung konnten durch einen Krananbieter unkompliziert umgesetzt werden.
Insbesondere gegen Projektende war man erleichtert, sich für einen lokalen Partner entschieden zu haben.
Diverse Erweiterungen wie Kollisionsschütze und Brandschutzthemen konnten im fortgeschrittenen Projekt unkompliziert vor Ort evaluiert und gemeinsam Lösungswege ausgearbeitet werden. Ausserdem spreche man dieselbe Sprache und unterliegt denselben Normen und Gesetzen, gerade wenn es um Sicherheits- und Brandschutzthemen geht.

Ein Kranbauer für jede Herausforderung
Gersag ist marktführend in der Realisierung individueller Industriekrananlagen. Das Credo des Kranbauers «für jede Schwerlast Herausforderung die richtige Lösung bieten». Der Ausarbeitung individueller Lösungen sind kaum Grenzen gesetzt. Gemeinsam mit dem Kunden konstruiert und realisiert der Kranbauer bedürfnisgerechte Lösungen. Mittels modernster Technik werden Lösungen vorab geplant und visualisiert. Der lokale Herstellungsstandort in der Schweiz ermöglicht hohe Individualität und direkte Kundennähe. Der «Alles-aus-einer-Hand»-Kranbauer deckt von der Planung über die Herstellung und den Transport bis hin zur Montage alle Anwendung ab. So kann Gersag höchste Qualität und einen einwandfreien Ablauf garantieren, so der Kranbauer. Auch nach der Montage steht Gersag bezüglich Service, Reparaturen, Wartungen und Modernisierungen beratend zur Seite.

INFOS | KONTAKT
GERSAG Krantechnik AG
Induststriestrasse 22
CH-6260 Reiden
T +41 (0)62 749 11 11
www.gersag-kran.ch
info@gersag-kran.ch

April

HANNOVER MESSE, Hannover

Weltleitmesse der Industrie mit dem Leitthema «Energizing a Sustainable Industry»
22. bis 26. April
www.hannovermesse.de

Intertool, Wels

Österreichs Fachmesse für Fertigungstechnik
23. bis 26. April
www.intertool.at

Schweissen, Wels

Österreichs Fachmesse für Füge-, Trenn- und Beschichtungstechnik
23. bis 26. April
www.schweissen.at

Mai

KUTENO, Rheda-Wiedenbrück

Kunststofftechnik Nord
14. bis 16. Mai
www.kuteno.de

Optatec, Frankfurt

Internationale Fachmesse für optische Technologien, Komponenten und Systeme
14. bis 16. Mai
www.optatec-messe.de