Geht der Schweiz der Strom aus?

Abgeschaltete Atomkraftwerke, Krieg in der Ukraine, steigender Stromverbrauch, insbesondere auch durch die Zunahme von Elektrofahrzeugen – viele fragen sich: Droht uns ein Blackout? Von einem solchen wäre insbesondere unsere Industrie massiv betroffen. Die MEM-Branche tut gut daran, einem Engpass vorzubeugen und sich für den Ernstfall vorzubereiten.
Der diesjährige Business Day von Swissmechanic widmet sich diesem vielseitigen und brisanten Thema. Die Teilnehmenden gewinnen an nur einem Tag eine kompetente und breit gefächerte Übersicht und erhalten Antworten auf die wichtigsten Fragen im Bereich der Energieversorgung. Nicht zu unterschätzen ist dabei die Diskussion mit den anwesenden Fachleuten und Unternehmern aus der MEM-Branche sowie die attraktive Ausstellung verschiedener Player zum Thema Energie.

Der ökonomische Blick auf Umwelt und Energie
Wie gut lassen sich Ökologie und Ökonomie vereinbaren? Nationalökonom und Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Hans-Werner Sinn ist Befürworter der Kernkraft als einzige regelbare und CO2-freie Stromquelle. Sinn gilt als einer der wichtigsten Köpfe Deutschlands und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er überzeuge durch seinen Pragmatismus und seinen immerwährenden Einsatz für die Freiheit, aber auch durch seine Fähigkeit, selbst komplizierte volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Theorien auch für den Laien verständlich zu machen, hiess es bei der Übergabe des Karl-Hermann-Flach-Preises im April 2022.

Weniger Polemik, mehr Strom – die Sicht der FDP
Thierry Burkart ist Rechtsanwalt und Parteipräsident der FDP. Der Verkehrs- und Sicherheitspolitiker stimmte gegen das CO2-Gesetz, machte sich öffentlich für einen Abbruch der Verhandlungen mit der EU über das Rahmenabkommen stark, lehnte sich 2018 gegen das neue Waffenrecht auf und enthielt sich 2016 beim Inländervorrang, der als Antwort auf die Masseneinwanderungs-Initiative beschlossen wurde, der Stimme. Neulich sprach er sich dafür aus, das Verbot für den Bau von neuen Kernkraftwerken aus dem Gesetz zu streichen. Der Bau neuer KKW sei zwar aktuell kein Thema. Aber aus liberaler Sicht sollte man nicht eine Technologie ausschliessen, weil man nicht weiss, wie sie sich weiterentwickelt.

Energieversorgung aus der Sicht erfolgreicher Stromanbieter
Ist die Energieversorgung der Schweiz für die nächsten Jahre sichergestellt? Diese Frage beantwortet Dr. Suzanne Thoma. Sie ist diplomierte Chemieingenieurin (ETH Zürich) und verfügt über ein Doktorat der technischen Wissenschaften. Neun Jahre war sie CEO der BKW AG. Sie richtete das Unternehmen neu aus und vergrösserte es massiv. Sie hat den Berner Stromversorger, an dem der Kanton Bern mit 52 Prozent beteiligt ist und der bei ihrem Amtsantritt wegen Fukushima und sinkender Preise ins Trudeln geraten war, mit einer kompromisslosen Wachstumsstrategie neu ausgerichtet, international aufgestellt und dabei alle Kennzahlen ver-x-facht. Sie trat dieses Jahr als CEO zurück und wurde im April 2022 Verwaltungsratspräsidentin der Sulzer AG.

Was passiert, wenn der Strom fehlt?
Gibt es einen Notfallplan im Falle einer Energielücke in der Schweiz? Darüber spricht Werner Meier, seit 2016 Delegierter für wirtschaftliche Landesversorgung. Er ist diplomierter Elektroingenieur ETH und war für mehrere Unternehmungen im Energiebereich tätig, zuletzt bei der Alpiq AG in Olten als Leiter Group Security und Business Continuity Management. Von 2003 bis 2015 war Meier Mitglied der Milizorganisation der wirtschaftlichen Landesversorgung, von 2013 bis 2015 stand er dem Bereich Energie vor, zuständig für die Business Continuity der national relevanten Güter- und Dienstleistungsversorgung Energie.

Atomenergie – zu Unrecht verschrien?
Wie sicher ist die Atomenergie? Dieser Frage widmet sich Dr. Marc Kenzelmann. Er ist seit 2020 Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI). Das ENSI beaufsichtigt die schweizerischen Kernanlagen: Kernkraftwerke, Zwischenlager für radioaktive Abfälle sowie nukleare Forschungseinrichtungen des Paul Scherrer Instituts in Villigen und der EPF Lausanne. Sein Aufsichtsbereich reicht von der Projektierung über den Betrieb bis zur Stilllegung der Anlagen und Entsorgung der radioaktiven Abfälle.

Was kann die kleine Schweiz energetisch in Europa tun?
Mit der Energiepolitik der Schweiz in Europa befasst sich Daniel Büchel. Er ist Vizedirektor des Bundesamtes für Energie (BFE) und Programmleiter von EnergieSchweiz. Das BFE ist das Kompetenzzentrum für Fragen der Energieversorgung und der Energienutzung im Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Es schafft die Voraussetzungen für eine ausreichende, krisenfeste, breit gefächerte, wirtschaftliche und nachhaltige Energieversorgung. Es sorgt für hohe Sicherheitsstandards bei der Produktion, dem Transport und der Nutzung von Energie, schafft die Rahmenbedingungen für einen effizienten Strom- und Gasmarkt sowie eine angepasste Infrastruktur. Es setzt sich ein für eine effiziente Energienutzung, für die Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien sowie für die Senkung der CO2-Emissionen, fördert und koordiniert die nationale Energieforschung und unterstützt den Aufbau neuer Märkte für eine nachhaltige Energieversorgung und -nutzung.

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