Johannes Pfluger: «Wir hören unseren Kunden zu und entwickeln mit ihnen gemeinsam Lösungen, mit denen sie sicher und wirtschaftlich produzieren können».

Ausgabe 10 | 2023

Ein Hidden-Champion tritt ins Rampenlicht

Prima Power GmbH

Prima Power glänzte in den vergangenen Jahren durch beeindruckende Umsatzzuwächse und hat sich für die Zukunft viel vorgenommen. maschinenbau wollte von Johannes Pfluger, Geschäftsführer der Prima Power GmbH, wissen, wo das Unternehmen derzeit steht und was wir künftig von ihm erwarten dürfen.

Herr Pfluger, Sie stehen jetzt seit vier Jahren an der Spitze der Prima Power GmbH. Was haben Sie vorgefunden und wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Prima Power ist ein hervorragendes Unternehmen und aus meiner Sicht eindeutiger Technologieführer im Bereich Blechbearbeitungsmaschinen. Das Unternehmen verfügt über eine lange Tradition und stützt sich auf zwei Säulen. Unsere Muttergesellschaft Prima Industrie wurde 1977 in Turin als Engineering Büro gegründet und hat die 3D-Lasertechnologie erfunden. Mit dieser Technologie ist das Unternehmen rasant gewachsen und hat im Zuge seiner Expansion im Jahr 2008 Finn-Power übernommen, einen finnischen Spezialisten für Blechbearbeitungsmaschinen und Automatisierungslösungen. Daher der Name Prima Power. In der Folge wurden die beiden Technologien zusammengeführt und das Unternehmen hat zahlreiche Innovationen entwickelt. Dabei hat es allerdings den Markt in Deutschland, Österreich und in der Schweiz etwas aus den Augen verloren. Meine erste und wichtigste Aufgabe war es deshalb, das Unternehmen wieder näher am Kunden auszurichten.

Was bedeutet das konkret?
Das war ein echter Kraftakt. Wir haben das Unternehmen von jetzt auf nachher um 180° gedreht, neue Leute eingestellt, die Mitarbeiter auf die neue Philosophie eingeschworen und ein schlagkräftiges Team gebildet. Wir haben uns vom Technologieverkauf zum kompetenten Lösungsanbieter gewandelt. Wir hören unseren Kunden zu und entwickeln mit ihnen gemeinsam Lösungen, mit denen sie sicher und wirtschaftlich produzieren können. Dabei können wir auf den grössten modularen Baukasten, speziell im Bereich der Automation, im Markt zurückgreifen. Keiner unserer Wettbewerber verfügt über ein so grosses Spektrum an Automatisierungslösungen. Bemerkenswert dabei ist, dass wir auch ältere Anlagen mit Automatisierungslösungen nachrüsten können.
Wir bewegen uns im Standard entwickeln aber für jeden Kunden individuelle Lösungen mit minimalem technischen Risiko. Dabei kommt uns zugute, dass unsere qualifizierten Fachleute sehr eng mit verschiedenen Spezialisten in unseren italienischen und finnischen Werken zusammenarbeiten. Globale Teamarbeit ist das, was uns vom Wettbewerb abhebt und unseren Kunden wertvolle Vorteile bringt.

Und dies erklärt Ihr aussergewöhnliches Wachstum?
Nicht allein. Die bisherigen Erfolge zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aber wir sind noch lange nicht dort, wo ich hinmöchte. Deshalb hinterfragen wir uns ständig und investieren nach wir vor in die Qualifikation unserer Mitarbeiter. Jeder im Team ist hochmotiviert und das spüren unsere Kunden natürlich. Dazu kommt, dass unsere Maschinen qualitativ und technologisch ganz oben angesiedelt sind.

Was zeichnet Ihre Maschinen aus?
Das Beste aus zwei Welten. Prima Industrie kommt aus dem Engineering, ist der Erfinder der 3D-Lasertechnologie und hat sich das Thema Nachhaltigkeit schon auf die Fahnen geschrieben als hier noch niemand daran dachte. Das zeigt sich sowohl in der eigenen Produktion, die den geringsten CO2-Fussabdruck hinterlässt, als auch in den Produkten, die sich beispielsweise durch den geringsten Energieverbrauch auszeichnen. Finn-Power hat seine Stärken eindeutig in der Digitalisierung und Automatisierung. Diese Kompetenz fliesst in alle unsere Produkte ein. Unsere Maschinen verfügen über eine eigene 5-Achs-Steuerung und sind seit 1998 komplett mit Servotechnik ausgestattet. Sie arbeiten rein elektrisch, was die Betriebssicherheit und Verfügbarkeit wesentlich steigert. Da unsere Maschinen für viele Kunden der zentrale Faktor ihrer Produktion sind, ist diese Zuverlässigkeit oft ein wesentliches Kaufargument.

Wer sind eigentlich Ihre Kunden?
Unser Kundenkreis ist sehr heterogen und reicht vom KMU bis hin zu den grossen OEMs in der Automobilindustrie und anderen Branchen. Durch unsere absolute Kundenorientierung und unseren Wandel zum Lösungsanbieter konnten wir in den vergangenen Jahren zahlreiche interessante Neukunden gewinnen. Was mich besonders daran freut ist, dass wir mittlerweile auch immer öfter mit der kompletten Projektabwicklung beauftragt werden, sogar für Produktionsstätten im Ausland.

Die Automobilindustrie ist ein gutes Stichwort. Sie befindet sich gerade in einem dramatischen Umbruch. Tangiert Sie das?
Ja, aber entgegen dem Trend in positiver Weise. Durch die Batterien werden Elektroautos immer schwerer, was die Automobilhersteller zum Leichtbau zwingt. Viele Strukturteile der Karosserieteile werden dazu heute warm umgeformt, was zur Folge hat, dass diese Bauteile mit einem 3D-Laser in Form geschnitten werden müssen. Deshalb wächst der Anteil unserer Kunden aus dem Automotivbereich derzeit, ist aber nicht dominant. Wir haben einen sehr ausgewogenen Branchenmix.

Welche andere Branchen spielen für Sie eine besondere Rolle?
Da wir nahezu alle Branchen beliefern ist es schwer hier eine herauszuheben. Momentan profitieren wir von der Energiewende, speziell vom boomenden Wärmepumpenmarkt in Europa. Aber auch die Gebäudetechnik, der Aerospace-Bereich, die Medizintechnik und der Maschinenbau bieten für uns noch Wachstumspotenzial. Wir beobachten die aktuellen Megatrends sehr genau und richten uns mit unseren Produkten und Leistungen darauf ein. 82 Prozent Energieeffizientere Maschinen, 60 Prozent weniger CO2-Ausstoss, volle Digitalisierung sind nur ein paar Stichworte, die zeigen, wo unsere Reise hingehen soll.

Stichwort Zukunft. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Wir haben unseren Umsatz in den letzten drei Jahren nahezu verdoppelt und haben uns vorgenommen bis 2025 nochmals um 30 Prozent wachsen. Wir wollen in der Gruppe die umsatzstärkste Vertriebsgesellschaft werden und unsere Marktstellung weiter ausbauen. Voraussetzung dafür ist, dass wir unsere bestehenden Kunden perfekt betreuen und weiterhin zahlreiche neue Kunden hinzugewinnen. Momentan stehen wir im Kundenzufriedenheits- und Weiterempfehlungs-Index bei knapp 90 Prozent. Hier ist aus meiner Sicht noch Luft nach oben und daran arbeiten wir alle zusammen.

Dabei spielt doch sicher auch das Thema Service eine Rolle. Mit «Next to You» verfolgen Sie einen interessanten Ansatz. Was verbirgt sich dahinter?
Ein guter Service ist für mich das zentrale Element einer guten Kundenbeziehung. Wenn eine unserer Anlagen bei einem Kunden ausfällt, kostet ihn das in der Regel viel Geld. Deshalb begleiten wir unsere Kunden eng über den gesamten Lebenszyklus seiner Maschine. Er hat einen Ansprechpartner, der mit ihm gemeinsam die beste Wartungsstrategie entwickelt und im Falle eines Falles schnell hilft. Dabei verfahren wir nach dem Prinzip des «Think global – act local». Unser Kunde hat einen Ansprechpartner, der seine Sprache spricht und ihn versteht. Unser Mitarbeiter in Deutschland arbeitet mit unserer Tochtergesellschaft vor Ort zusammen, um das Problem schnell zu lösen. Damit wir diese Aufgaben bei der wachsenden Anzahl der Maschinen im Feld weiter so gut bewältigen können, suchen wir gerade Servicemitarbeiter und wollen uns in diesem Bereich massiv verstärken.

Gibt es sonst noch Dinge, an denen Sie arbeiten?
Jede Menge. Wir haben schon viel erreicht, aber das genügt uns nicht. Unser Anspruch ist, mit unseren Lösungen noch mehr Kundennutzen zu generieren. Das Know-how in der Fertigung wird weltweit abnehmen. Deshalb müssen unsere Maschinen noch intelligenter und intuitiv bedienbar werden. Was den reinen Maschinenbau betrifft, ist Prima Power schon sehr weit und spielt zweifellos in der ersten Liga mit. Wo ich allerdings noch Leistungsreserven sehe, ist die Gesamtbetrachtung komplexer Prozesse: Beispiel. Wie kann ich automatisieren, wie kann ich die Zu- und Abführung beziehungsweise den gesamten Materialfluss optimieren, die Kommunikation zwischen Maschinen und Werkstücken in Gang bringen, die Maschinen in das Unternehmensnetzwerk einbinden et cetera. Einige Lösungen dafür werden wir noch im Laufe dieses Jahres präsentieren und werden Ihre Leser gerne darüber informieren.

Herr Pfluger, wir bedanken uns für das spannende Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre Projekte viel Erfolg.

INFOS | KONTAKT
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T +41 (0)79 355 14 17
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