Auswirkungen der Covid-19-Krise: Finanzielle Lage und Produktion.

Ausgabe 12 | 2020

Ein toxischer Cocktail

Swissmechanic Schweiz

Das Geschäftsklima der MEM-Branche verharrt im Oktober auf tiefem Niveau. Die Unternehmen leiden neben Ausfällen bei Mitarbeitenden und Unterbrüchen in den Lieferketten insbesondere unter Auftragsmangel.

Die im Oktober von Swissmechanic und BAK Economics befragten 243 KMU aus der MEM-Branche berichten weiterhin von Ausfällen bei Mitarbeitenden (15 Prozent der Unternehmen) und Störungen in den oft komplexen Lieferketten (17 Prozent). «Noch stärker kommt jedoch der Auftragsmangel zum Tragen, unter dem 82 Prozent der Umfrageteilnehmer leiden», sagt Swissmechanic Direktor Jürg Marti. Schuld daran sei ein toxischer Cocktail aus tiefer Kapazitätsauslastung bei den Kunden der MEM-Industrie, hoher Un­sicherheit über den weiteren Pandemie- und Wirtschaftsverlauf, gestiegenem Liquiditätsbedarf und einem erstarkten Franken.

Abwärtsdynamik leicht abgebremst
Im dritten Quartal hat sich die Abwärtsdynamik bei den Auftragseingängen und Umsätzen leicht abgebremst. Auch die Exporte und der PMI deuten darauf hin, dass der Tiefpunkt der Rezession in der MEM-Branche im zweiten Jahresviertel erreicht wurde. Die Branche ist jedoch noch nicht über dem Berg. Trotz Kurzarbeit und Einstellungsstopps (je 70 Prozent der Unternehmen) kommt sie nicht um Entlassungen herum (29 Prozent der Unternehmen). Entsprechend verharrt der Geschäftsklima-Index für die KMU-MEM im Oktober auf tiefem Niveau.
Die Lockerungen der Schutzmassnahmen über den Sommer ermöglichten vorübergehend ­eine v-förmige Erholung des BIPs im dritten Jahresviertel (+7,2 Prozent). Damit wurden zwei Drittel des Verlustes aus dem ersten Halbjahr wieder wettgemacht. Die weiteren Aussichten sind ­allerdings weniger günstig.
Die zu Beginn des vierten Quartals wieder stark angestiegenen Fallzahlen haben zur Folge, dass die Wirtschaftserholung im Winterhalbjahr 2020/21 erlahmt. BAK Economics geht im Basis­szenario zwar nicht von einem erneuten, vollständigen Lockdown wie im Frühjahr 2020 aus, aber von zahlreichen punktuellen Pandemie-Massnahmen, die zusammen mit den Reaktionen der Konsumenten und Unternehmen auf die erhöhte Unsicherheit «Sand im Getriebe» der Wirtschaft darstellen. Nach dem schwierigen Winter dürfte sich die Situation spätestens mit der breiten Verfügbarkeit eines Impfstoffs nachhaltig verbessern.
Insgesamt prognostiziert BAK Economics für das Jahr 2020 ­einen BIP-Einbruch von -3,5 Prozent. Im Zuge von Aufholeffekten erwarten wir für 2021 und 2022 dynamische Wachstumsraten von +3,7 beziehungsweise +3,6 Prozent. Trotz den lindernden Wirtschafts-massnahen des Bundes (Überbrückungskredite und Kurzarbeitsentschädigung) schlägt die Krise auch auf den Arbeitsmarkt durch. In diesem und im nächsten Jahr rechnen wir mit einem Beschäftigungsabbau (je -0,4 Prozent), bevor 2022 eine Erholung einsetzt (+1,2 Prozent).

Ausblick
Der Blick der Branche nach vorne fällt gemischt aus. Die Mehrheit der Unternehmen geht davon aus, dass sich der Auftragsmangel vorerst nicht entscheidend verbessert. Auf der optimistischen Seite zu verbuchen ist, dass für 2021 mehr Unternehmen ihre Kapazitäten ausbauen als ab­bauen wollen. Ein Problem hingegen ist, dass rund ein Drittel der Unternehmen angibt, die notwendigen finanziellen Mittel für Zukunftsinvestitionen würden fehlen. Dieses Problem kam bereits in der Befragung im Herbst 2019 zum Vorschein, hat sich aber mit der Covid-19-Krise nochmals verschärft. Verantwortlich dafür sind die Zunahme der Verschuldung, die Abnahme der Margen und der Anstieg des Liquiditätsbedarf durch die Covid-19-Krise.
Angesichts der nach wie vor schwierigen Rahmenbedingungen erwartet die Mehrheit der Unternehmen, dass die schwierige Auftragslage noch bis ins zweite Quartal 2021 andauern wird. Ein Drittel der Unternehmen gibt an, dass die Mittel für Zukunftsinvestitionen fehlen und 36 Prozent geben an, dass sie Personal ab­bauen.
Michael Grass von BAK-Economics gibt zu bedenken: «Je länger die Investitionen in zukünf­tige Technologien und Businessmodelle aufgeschoben werden, desto stärker wird auch die Wettbewerbsfähigkeit und das langfristige Wachstumspotenzial der MEM-Branche leiden.»

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