Heinz-Jürgen Prokop: «Die Vorteile von 5G bei der Datenübertragung sind offensichtlich».

Ausgabe 04 | 2020

Wer sich nicht digitalisiert, wird es schwer haben

TRUMPF Schweiz AG

5G und künstliche Intelligenz – wo stehen wir heute und was kommt morgen? Heinz-Jürgen Prokop, Chief Executive Officer Machine Tools bei TRUMPF, schildert im Interview, wie sich Blechfertiger auf die vernetzte Zukunft vorbereiten können.

Einige Blechbetriebe arbeiten mit Maschinen, die zehn Jahre und ­älter sind. Ist die digitale Fertigung nicht ein bisschen weit weg vom typischen Blechkunden?
Das ist nur scheinbar so. Die wahren Zeitfresser in der Fertigung lauern oft nicht in der mangelnden Leistungsfähigkeit der Maschine. Sie glauben gar nicht, wie häufig die Maschinen bei einigen Blechfertigern nicht ausgelastet sind, weil es zu Engpässen kommt. Wer die Produktivität seiner Fertigung erhöhen möchte, sollte deshalb neben die Maschine schauen: auf die Prozesse vor und nach dem eigentlichen Schneiden, Stanzen, Biegen und Schweissen. Die Digitalisierung bietet uns eine Reihe neuer Möglichkeiten, mit denen wir in der Fertigung unter Umständen bis zu 50 Prozent mehr Auslastung erreichen können. Um dieses Potenzial besser zu nutzen, benötigen Blechfertiger im ersten Schritt keine vollvernetzte Smart Factory.

Was dann?
Blechbearbeiter können mit kleinen Schritten anfangen: Indem sie etwa mit unserem Ortungssystem Track and Trace durch stän­diges Nachverfolgen der Aufträge mehr Ordnung in ihre Fertigung bringen, indem sie durch unsere Software TruTops Fab mehr Transparenz in die Produktion bringen und so die Auslastung ­ihrer Maschinen erhöhen, oder indem sie Ersatzteile schnell und bequem per App nachbestellen, anstatt ihre Bestellnummer händisch im Katalog nachzuschlagen. Das eigentlich Wichtige allerdings sind gar nicht so sehr die Einzel­lösungen. Vielmehr müssen wir verinnerlichen, dass vor und nach dem Bearbeitungsprozess die Erträge noch zu oft ungenutzt he­rumliegen. Diese vor- und nachgelagerten Prozesse zu erfassen ist gar nicht so einfach – denn im Gegensatz zur Maschine sind sie mit blossem Auge nicht zu erkennen, sie sind ohne Digitalisierung kaum erfassbar.

Und was haben 5G, künstliche Intelligenz und Co. damit zu tun?
Bereits heute haben diejenigen ­einen Wettbewerbsvorteil, die ihre Fertigung smart organisiert haben. Kosten- und Wettbewerbsdruck werden künftig innerhalb unserer Branche aber noch steigen, während Losgrössen und Lieferzeiten weiter sinken.
Das macht den Teil der Fertigung immer bedeutsamer, den erst die Digitalisierung erfassbar macht. Deshalb ist es für Blech­bearbeiter wichtig, Transparenz in die Vorgänge der Fertigung zu bringen und sich spätestens jetzt dem Thema Digitalisierung an­zunehmen. Wir beraten unsere Kunden dabei gerne und können auch auf Wissen aus unseren ­eigenen Blechfertigungen zurückgreifen, die wir bereits vor ­einigen Jahren vernetzt haben. Damit wir jedoch auch in fünf Jahren noch innovative Lösungen garantieren können, beschäftigen wir uns heute schon intensiv mit 5G und künstlicher Intelligenz.

Welche Hürden sehen Sie auf dem Weg dorthin?
Prokop: Die Haltung gegenüber neuen Technologien bereitet mir zunehmend Sorge. Während wir über fehlende Investitionen in den Breitbandausbau diskutieren, investiert allein die Stadt Schanghai viele Milliarden Euro in künstliche Intelligenz. Anstatt über Zukunftschancen durch Digitalisierung zu sprechen, debattieren wir über drohenden Arbeitsplatzabbau. Als Technologieführer sollten wir bei der digitalen Vernetzung vorne mit dabei sein, sonst droht uns der weltweite Wettbewerb abzuhängen.

Ist der Abbau von Arbeitsplätzen nicht tatsächlich die Kehrseite des ­digitalen Fortschritts?
Prokop: Ich sehe das genau andersrum. Wer sich nicht digitalisiert, wird es auf lange Sicht sehr schwer haben. Wir kommen gar nicht umhin, Effizienzgewinne durch Vernetzung zu erzielen, wenn wir das Lohnniveau halten möchten. Damit das für die Blechbranche gelingt, sind unsere Maschinen heute bereits vernetzt – und anschluss­fähig für die Zukunft.

Wie sieht denn diese Zukunft in fünf oder zehn Jahren aus?
Einen Vorgeschmack darauf haben mehrere tausend Kunden bereits in unserer Smart Factory in Chicago erhalten. Ein Grossteil der Lösungen dort ist bereits erhältlich. Andere entwickeln wir gerade zur Marktreife. Das wichtigste ist aber auch dort der erst durch die Digitalisierung erfass­bare Teil der Fertigung. Die meisten Schritte vor und nach dem Schneiden, Biegen oder Schweissen laufen in Chicago dank Vernetzung automatisiert – und genau das wird künftig zur Selbstverständlichkeit. So wie es heute kaum mehr denkbar ist, einen Überweisungsauftrag zum Schalter auf der Bank zu bringen, werden uns in zehn Jahren viele Dinge in der Blechfertigung rück­blickend umständlich und aus der Zeit gefallen erscheinen.

Herr Prokop, vielen Dank für Ihre Ausführungen.

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